Vor langer Zeit, als die Götter noch zwischen den Menschen wandelten, hatte jeder Wald seinen eigenen Wächter.
Ein Wächter, müsst ihr wissen, war ein Tier so stark und mächtig wie kein Zweites.
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In einem Wald der keinen Wächter für Jahrhunderte hatte, kamen die Götter herabgestiegen und sprachen zu den Tieren:
"Es wird Zeit! Ihr müsst euch einen Wächter wählen! Der euren Wald beschützt."
Und so kam es, dass die Tiere eine Konferenz abhielten um das würdigste unter ihnen zum Wächter zu ernennen.
"Meine Zähne sind scharf und mein Kiefer ist stark. Ich werde jeden in Stücke beißen der uns angreift." prahlte der starke weiße Wolf.
"Meine Pranken sind stark und meine Krallen scharf. Ich werde jeden Eintringling in Fetzen reißen." sagte der große Bär.
Und so kam es, dass alle großen Tiere des Waldes über ihre Vorzüge berichteten, denn jeder wollte der Wächter des Waldes werden.
Der Hirsch gab mit seinem großen Geweih an, der Bär mit seinen kräftigen Pranken und der Wolf mit seinen scharfen Zähnen.
Aber die kleineren Tiere konnten nichts der Gleichen vorweisen. Und so standen sie nur da und hörten den großen Tieren dabei zu.
Sie diskutierten und diskutierten und diskutierten. Bald wurde es bereits Abend und die Sonne ging unter. Als plötzlich eine goldene Wolke erschien.
Sie war so schön anzusehen, als sie sich zwischen den Bäumen verfing. Und sie duftete gar wunderbar, so süß wie Honig. So dass die Tiere bei ihrem Anblick die Zeit vergaßen.
Als sie am nächsten Morgen erwachten, waren sie von einem großen, dornigen Gestrüpp umzingelt, dass die Bäume zu erwürgen drohte. Wenn sie nicht schnell handeln würden, würde der Wald sterben.
Nun begriffen die Tiere, dass die Wolke aus parasitären Sporen bestand, die nun den Wald zerstörten. Die Großen Tiere versuchten das Gestrüpp zu zerstören, um den Wald zu retten.
Aber sie scheiterten, es war einfach zu viel, was da im Wald wucherte. In ihrer großen Not wanden sie sich an die weise Eule.
"Uhu" sprach diese "Uhu ... wir müssen den Uhursprung dieses Gestüpps finden, wenn wir es Uhu aufhalten wollen. Uhu... Suhucht den ersten Baum, der befallen wuhurde. Uhuu..."
So begaben sich die großen Tiere auf die Suche, doch das Gestrüpp war zu dicht. Sie saßen in der Falle. Sie konnten unmöglich weiter voran schreiten.
Nun meldete sich eine kleine Schlange zu Wort: "Issschh werde gehen und nach dem Ursssprung sssuchen. Isssch werde ssssehr bald zurückkehren. Ssshhh.."
So machte sich die Schlange auf den Weg und kroch unter dem Getrüpp hindurch, um nach dem ersten Baum zu suchen der von den Sporen infiziert wurde.
Sie fand diesen schließlich und kehrte zu den anderen Tieren zurück um ihnen davon zu berichten.
Die Mäuse und Hamster sagten: "Wir werden die Wurzeln des Gestrüpps beim ersten Baum abknabbern. Das wird den Wald befreien. Unsere Zähne wurden für diese Aufgabe gemacht."
Die Eichhörnchen hatten Bedenken: "Wie die Schlange es beschrieb, liegen die meisten der Wurzeln in der Krone des Baumes. Könnt ihr denn so gut klettern wie wir?"
"Wir sind besser für diese Aufgabe geeignet. Auch unsere Zähne wurden zum Nagen gemacht und wir können sehr gut klettern." brachten die Eichhörnchen ein.
Die Mäuse und Hamster mussten zugeben, dass sie nicht gut im Bäume heraufklettern waren. Und so wurden die Eichhörnchen entsandt.
Sie rannten unter dem Gestrüpp hindurch, da sie klein genug waren nicht hängen zu bleiben.
Ab und zu verletzten sie sich etwas an ihrem buschigen Schweif, doch dies hielt sie nicht auf.
Bald schon hatten sie die Stelle erreicht, welche die Schlange beschrieben hatte und begannen ihr Werk.
Die Wurzeln waren kein Problem für ihre scharfen, kleinen Schneidezähne, doch waren die Wurzeln giftig.
Schon bald fühlten die tapferen Eichhörnchen die Wirkung des Giftes, als einige von Ihnen vom Baum fielen und tot waren.
Aber sie hörten nicht auf zu nagen. Es war ihnen gleich, sie würden den Wald retten egal was es sie kosten würde.
Und bald wurden die Wurzeln weniger und weniger, aber auch die Eichhörnchen die an ihnen nagten.
Immer mehr tote Eichhörnchen lagen unter dem Baum. Und als der letzte Biss, die letzte Wurzel durchtrennte, fiel auch das letzte Eichhörnchen vom Baum auf die Erde.
Nun da die Wurzeln durchtrennt waren, starb das Gestrüpp ab und die großen Tiere konnten es durchbrechen.
Als der große Bär und der weiße Wolf an dem Platz ankamen, wo all die toten kleinen Eichhörnchen am Boden lagen, konnten sie es nicht glauben.
Sie waren den Tränen sehr nah.
Dann begann ein leuchtendes Licht den Platz zu umschließen. Kleine Lichterkugeln traten aus den toten Eichhörnchen heraus und formten eine unförmige Gestalt aus purem Licht.
Die Tiere wussten: "Die Götter des Waldes hatten gesprochen." Die Eichhörnchen, die sich selbst geopfert hatten, um den Wald und all seine Bewohner zu retten, hatten ihren Wert bewiesen.
Sie wurden der Wächter des Waldes.
Und so kam es, dass dieser Wald nicht von einem großen Tier bewacht wurde, wohl aber von den Geistern der tapferen, kleinen Eichhörnchen.
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