Samstag, 4. November 2017

Der Krieg der Riesen (Kurzgeschichte, Teil 5)

Kapitel 5: Mirarkkthur hat eine Idee, wie man den Konflikt schnell und einfach lösen könne.







Wenn du es nicht glaubst, musst du ihn nur fragen, oder dir das Wappen genauer anschauen.“ erklärte ihm die Altelfe nun.
Das Wappen?“ fragte er. „Du hast wohl auch nie einen anderen Wächter gesehen oder? Naja macht ja nichts mein Junge. Siehst du die Sigrune da. Sie ist geschwungen. Das darf sie nur bei Asen aus der Familie des Allvaters.“ erklärte sie ihm. Völlig perplex betrachtete der Junge sein Gewandt und tat so als hätte er es die ganze Zeit bereits gewusst, was die Altelfe zu einem Schmunzeln bewegte. „Ich habe noch ein ganz besonderes Geschenk für eure kleine Gruppe.“ sprach sie und holte eine alte Steintafel aus dem Regal. Sie war verstaubt und so pustete die Altelfe erstmal den Staub von ihr, der sich durch die Magie in ihrem Atem in Glitzer verwandelte und den sonst so düsteren Raum erhellte. Auf der Steintafel waren asgardische Runen eingraviert und das Bild eines Riesen. „Kannst du es lesen?“ fragte Gütmir, der durch die Tür gelinst hatte, den Jungen. „Seltsamerweise ja“ antwortete dieser. „Nicht seltsamerweise, du bist ein Ase! Diese Schrift zu lesen, ist Teil deiner Seele.“ sprach die Altelfe. „Und was steht drauf?“ fragte Gütmir. Mit einem lächeln sagte die Altelfe „Das weiß ich nicht. Ich bin kein Ase. Ich kann es nicht lesen.“ während Mirarkkthur vorzulesen begann:



„Als dunkle Wolken sich zusammen zogen,
Donner und Blitz den Riesen fällten,
Mächtige Stürme in Midgard tobten,
Der Götter Zorn, brutale Gewalt.

Ein Volk in Chaos geboren,
lässt sein grässlich Lachen laut hören.
Jene, die die Ordnung bestreiten,
stammen aus uralten Zeiten.

Tief in Bergen und Höhlen,
wo Finsternis sie kann verhüllen,
leben Bergelmirs Söhne,
Tief in der Erden Schöne.

Hausen die Erben des Riesen,
um bald noch mehr Blut zu vergießen.
Kraft, die bald wieder erwacht,
Fürchtet der Riesen Macht.“

Als Mirarkkthur ihnen diese Worte vorlas, erstarrten seine Begleiter. Er schaute sie fragend an und wie durch ein Wunder schienen sie wieder zum Leben zu erwachen. Emiliana fragte die Altelfe „Warum habt ihr uns das gegeben Ehrwürdige? Steht das Erwachen kurz bevor?“ - „Ich wusste nicht was auf der Tafel geschrieben steht, nur dass diese in die Hände seines Sohnes gehört.“ erwiderte die Alte.

Mirarkkthur lächelte seine Begleiter an „Keine Sorge! Alles wird gut!“ sprach er und ging mit der Tafel in den Händen aus der Hütte der Altelfe heraus. „Wir sollten uns unsere Aufgabe zuwenden.“ meinte er schließlich. „Gut lasst uns die Anderen suchen.“ sprach der Prinz. Doch Hark, Ricky und Ingrid kehrten just in diesem Moment zurück. „Wo fangen wir nun an die Probleme zu suchen?“ fragte der Prinz. Ricky entgegnete „Die Waldlandelfen meinen wir müssen nach Waldheim, dort sind die meisten der Aschländer und die Berichte am grausamsten.“ - „Also genau wie wir es vermutet hatten, mein Prinz.“ fügte Emiliana an. Hark erklärte ihnen nun, dass sie am selben Abend in Waldheim sein könnten, wenn sie jetzt losfahren würden. „Ich werde euch hier verlassen. Ich habe etwas zu erledigen. Aber ich komme wieder, versprochen!“ sagte Mirarkkthur. Ungläubige und Teils enttäuschte Blicke trafen ihn, bis der Prinz einlenkte: „Nun es wäre nicht so, dass wir überhaupt in der Lage wären dich aufzuhalten. Ich freue mich jedoch schon auf deine Rückkehr.“ - „Nun bevor ich gehe habe ich allerdings noch einen Vorschlag für euch, Prinz der Sah.“ wendete der Junge ein. „Welchen Vorschlag möchtest du machen?“ fragte der Prinz, der den jungen Gott mittlerweile ebenfalls als eine Art Freund betrachtete, neugierig. „Ernennt Gütmir zum neuen Kanzler.“ warf Mirarkkthur in die Runde. „Aber ich weiß doch gar nichts vom Kanzlersein.“ erwiderte Gütmir. „Verzeiht Majestät, aber ich denke nicht dass ich eine gute Wahl wäre“ stammelte Gütmir weiter. „Götter machen solche Vorschläge nicht ohne Grund.“ begann der Prinz zu parieren. „Welchen Grund hast du also für diesen Vorschlag?“ fuhr er Mirarkkthur fragend fort. „Die Mad-Riesen sind dafür bekannt vorschnell und überspitzt zu handeln, sie sind keine Lügner, eure Majestät. Die Waldelfen hingegen sind auch ehrlich und halten sich an die Norm. Wenn es zu Vorfällen gekommen ist, haben die Waldelfen sich an eure Kanzlerin gewendet, bevor sie die Mad-Riesen um Hilfe baten. Ich kann eure Politik nicht beeinflussen und euch nicht sagen was geschehen wird, da dies unsere Regeln bricht. Doch ich kann euch unsere Sicht der Dinge erklären.“ holte Mirarkkthur aus. „Wie ihr an Gütmir gesehen habt, haben die Mad-Riesen kein Interesse an einem Kanzler, sie halten sich selbst nicht für qualifiziert genug und haben Angst euch oder den König, euren Großvater, zu enttäuschen. Lügen, um die Machtverhältnisse im Land zu ihren Gunsten zu ändern ist also wahrscheinlich keines ihrer Anliegen.“ fuhr Mirarkkthur fort und holte noch einmal Luft. „Euer Großvater ist alt und hat euch zu seinem Erben ernannt, nicht euren Vater. Ihr seid jung und voller Kraft. Die Kanzlerin müsste also befürchten, dass ihr ihrer überdrüssig werdet, sobald ihr König seid. Sie hat ein größeres Interesse zu lügen. Besonders da sie die Aschländer aus der Schwarzmark in dieses Königreich brachte. Wenn etwas derart schreckliches passiert, könnte es ihren Kopf kosten. Die Aschländer. Nun die sind Alben. Lügen liegt ihnen im Blut. Sie zerren von negativen Gefühlen wie Dämonen. Ihr solltet ihnen nicht zu sehr trauen.“ beendete Mirarkkthur seine Einleitung. „Du sprichst von Wahrscheinlichkeit. Das bedeutet du weißt es aktuell noch nicht?“ wollte der Prinz wissen. „Nein, ich weiß es aktuell noh nicht, Prinz der Sah.“ erwiderte Mirarkkthur. „Ist dein Bauchgefühl schon alles was du vorbringen möchtest?“ fragte der Prinz während er sich dachte 'Selbst wenn es nur sein Bauchgefühl ist, ist es der Instinkt eines Gottes. Sie nehmen mehr unterbewusst war als wir, es sollte mir doch bereits genügen, oder?'

Nein, Prinz der Sah, mit Nichten. Ich habe noch einen weiteren Grund.“ sprach Mirarkkthur grinsend, da er nun vergelten konnte, was er schon so lange vergelten wollte. „Der da wäre?“ fragte ihn der Prinz erwartungsgemäß. „Emiliana und Gütmir, Prinz der Sah“ sprach Mirarkkthur während der Prinz und Ricky ihn fragend anblickten. Gütmir und Emiliana wurden rot während beide dachten 'Er wird doch wohl nicht...' doch da lies Mirarkkthur die Katze bereits aus dem Sack.

Es wäre nicht gerecht die beiden zu trennen, wo sie sich doch ineinander verliebt haben.“ während er das sprach drehten sich alle zu Gütmir und Emiliana um, die nun, durch eine Peinlichkeit berührt, sehr rot wurden. „Wenn ihr Gütmir zum Kanzler macht, wird er in eurem Schloß leben. Was bedeutet, dass die Beiden sich täglich sehen können. Außerdem werden die Mad-Riesen es begrüßen den Kanzler zu stellen, selbst wenn die Seidenfee unschuldig ist, werden die Mad-Riesen ihr nie vertrauen.“ schloß er nun sein Plädoyer. „Das sind 3 wichtige Punkte, mein Prinz.“ warf Ricky ein. „Ist das nun Alles?“ wollte der Prinz von Mirarkkthur erfahren. „Vorerst ja, erinnert ihr euch an die Steintafel?“ erwiderte Mirarkkthur. Der Prinz nickte. „Sie erzählte uns die Geschichte der Schlacht gegen Ymir und was danach geschah. Das Riesengeschlecht wurde ins Exil getrieben, darauf wartend wieder zu entstehen. Doch es war als wolle mir die Tafel etwas anderes sagen. Nicht dass die Riesen gefährlich sind oder so. Sondern, dass die wahre Gefahr im Verborgenen liegt. Wie in unserer Situation. 'Es fließen viele Ströme unter der Oberfläche.' erklärte mir einst Heimdall. Und ich fürchte ihr oder wir werden nicht in der Lage sein die Wahrheit vollkommen zu erkennen, ganz gleich wie offenherzig ihr an diese Sache herangeht.“ rekonstruierte Mirarkkthur seine Gedankengänge für die Anwesenden. Mit einem lachen meldete sich die Altelfe zu Wort die sich aus ihrer Hütte geschlichen und die letzte Ausführung Mirarkkthurs ebenfalls vernommen hatte. „Ha ich wusste doch, ein Ase kann den verborgenen Hinweis erkennen.“ - „Ich dachte sie wüssten nicht was auf der Tafel steht?“ fragte der Prinz erstaunt. „Hast du es schon vergessen? Der junge Gott hat sie doch laut vorgelesen. Und ich konnte diesen Hinweis dank meines Alters erkennen. Und ich bin froh, dass er es auch konnte, ihr doch auch oder?“ rügte sie den Prinzen mit einem großen Grinsen.

Nun sprang Mirarkkthur auf. „Es ist Zeit für mich euch zu verlassen. Wir sehen uns später wieder. Denkt über meine Idee nach.“ Mit 3 asgardischen Worten die er flüsterte öffnete sich ein bläulicher wie aus Wasser bestehender Spiegel vor ihm. Auf der anderen Seite war ein Schneebedeckter Gipfel zu sehen. Dann sprang er hindurch, woraufhin das Portal wieder verschwand. „Fantastisch! Er beherrscht sogar ihre Stimme.“ freute sich die Altelfe sehr und ging gut gelaunt in ihre Hütte zurück.
Die Abenteuergruppe ging nun zum Haus von Emilianas Eltern zurück und belud den Ochsenkarren für die Weiterfahrt.

Die Reise verlief ohne weitere nennenswerte Ereignisse und am späten Nachmittag kam der Ochsenkarren in Waldheim, der Hauptstadt der Provinz an. Die Stadt war auf einer Lichtung errichtet und die großen Bäume trugen die Behausungen der Elfen, während die Riesen sich am Stadtrand nahe der Steinbrüche etwas felsigere Behausungen errichtet hatten. Das Rathaus lag im Stadtzentrum, welches zugleich der größte Baum war, der - jedoch anders als man es erwarten würde - am Rand der Siedlung stand. Dort befand sich auch ein Zeitmesser der Waldelfen und Riesenkunst. Dieser war mit mächtigerer Magie belegt: Mit Rulenmagie. Als Rulenmagie bezeichneten die Magier der Elfen eine Magie die an eine Bedingung gebunden für Ewigkeit das selbe tut, ohne weitere Kraft des Magiers zu verschwenden. Für diese Art der Verzauberung benötigte man einen gefüllten Seelenstein. Man konnte dann einen Besen mit einem Zauberspruch belegen, der den Besen immer Wasser holen lässt, bis eine Wanne vollständig gefüllt sei. Eine zu schwache Seele zu verwenden oder die Bedingung solcher Magie nicht korrekt festzulegen führte bei unerfahrenen Zauberlehrlingen oft zu überschwemmten Hausfluren und großen Wasserschäden. Der Zeitmesser von Waldheim jedoch war eine Apparatur, die von erfahrenen Hochelfen verzaubert wurde. Den technischen Schnickschnack, den die Zwerge ihnen in die Uhr eingebaut hatten, wollten die meisten der Elfen nicht erwähnen. Die Uhr bestand aus einer Sanduhr, die Sand für eine Stunde fasste und sich jede Stunde umdrehte. Diese Drehung der Sanduhr mündete in die Bewegung eines Zahnrades, das an der Rückseite, gut versteckt, angebracht war. Dieses Zahnrad wiederum, zumindest behaupten das die Zwerge die es eingebaut haben, lässt den Zeiger der Uhr um ein Raster vormarschieren. So dass er nach exakt 24 Drehungen wieder an der Selben Stelle steht wie zuvor. Die Zeit bis zur nächsten Drehung gab der bereits durch gerieselte Sand an. Zum besseren Erkennen waren mit roter Farbe auf der Sanduhr Viertelstunden angedeutet. Eine Person konnte sich also durchaus um 15 Minuten verspäten ehe man es an den Markierungen gesehen hätte.
Sieh mal Papa, der Zeitchronometer ist vollkommen anders als unsere.“ schrie Ingrid auf. Hark nickte wusste aber nichts darauf zu antworten. „Das liegt daran, dass wir Bedingungsmagie verwendet haben, meine Kleine. Die Bedingung der Uhr lautet: 'Drehe dich um 180 Grad deiner Achse, wenn du kein Sandkorn mehr hast das fallen kann.'“ erklärte Emiliana.
Uns bleibt nicht viel Zeit die Hauptstadt zu erkunden.“ sprach der Prinz. „Hark und Ingrid, ihr bleibt besser beim Karren.“ fuhr er fort. Unter Protest und mit aufgeblähten Backen akzeptierte Ingrid. „Ricky, du unterhälst dich mit den Waldelfen, finde heraus ob die Gerüchte wahr sind.“ Mit einem kurzen Salut machte Ricky sich direkt an die Arbeit. „Emiliana du und Gütmir leitet eine Versammlung ein. Ich denke der Platz hier ist genau richtig.“ befahl der Prinz und schon waren alle Aufgaben verteilt.
Gegen Abend, es muss gegen 6 Uhr gewesen sein, wenn man der Sanduhr trauen wolle, kehrten alle zum Prinzen, der sich in der Zwischenzeit ein Podium gebastelt hatte, zurück. Er hörte sich noch Rickys Berichte an, während die ersten geladenen Gäste aus dem Elfen- und dem Riesengeschlecht eintrafen. Kurze Zeit später waren die meisten der Einwohner auf dem Marktplatz vor dem Rathaus versammelt. Auch einige Aschländer gesellten sich in der hinteren Reihe dazu, dort im Schatten, wo sie mit ihrer grauen Haut nicht so auffielen. Die Mäntel tief ins Gesicht gezogen um ihre leuchtend roten Augen zu verbergen. Nun stand der Prinz auf ging ans Podium und sprach zu seinen Untertanen: „Liebe Elfen vom Waldlandreich, Ehrenwerte Riesen des Wutgeschlechts, eure traurige Situation drang an unser Ohr.“ - „Hört!, Hört!“ rief einer der Riesen und bäumte sich auf. Es war der General der bereits auf die Ankunft des Prinzen gewartet hatte. „Es freut mich, dass ihr nun hier seid, mein König. Welche Hilfe habt ihr uns angedacht?“ wollte der General wissen. „Es gibt nichts was vergangenes ungeschehen machen kann, doch Kraft meines Amtes gelobe ich Besserung der Situation. Wir werden die Schuldigen bestrafen.“ fuhr der Prinz mit seiner Ansprache fort. „Wie, mein König? Wie wollt ihr die Situation verbessern? Ihr seid noch so jung und die Kanzlerin wird uns sicher nicht helfen.“ rief der Riese ihm zu. „Die Kanzlerin, die EX-Kanzlerin nicht...“ betonte der Prinz was selbst den Riesengeneral erschrak bevor der Prinz weiter sprach „... Aber Gütmir wird, ich werde, Emiliana wird.“ Stille und Schweigen umschloss den Marktplatz man konnte nichteinmal das zirpen der Grillen hören. „Hiermit ernenne ich Gütmir von den Mad-Riesen zum neuen Kanzler des Königreichs Sah und enthebe die Seidenfeen-Kanzlerin all ihrer Ämter!“ beendete der Prinz seine inbrünstige Ansprache. Die Stille wich tosendem Jubel. Sowohl die Mad-Riesen als auch die Waldelfen begrüßten diese Ernennung. Nur die Alben tuschelten, unbemerkt dank des lauten Geschehens:
Wir müssen der Kanzlerin bescheid geben, wir brauchen neue Anweisungen. Schick ihr eine Taube.“ flüsterte der Eine zu seinem Gefährten, der sich daraufhin davonstahl.


Kapitel 6 hier lesen.
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