Autor: Reick D.Ani
Ein
Donnergrollen weckte Gütmir, der gerade ein Nickerchen unter einer
großen Esche machte. Das Donnern kam nicht vom Himmel, vielmehr kam
es von den Riesen, die mit ihren Steinschleudern die Mauern einer
nahen Menschenstadt beschossen. Krieg war ausgebrochen, doch noch
wusste Gütmir nicht warum. Der junge Riese stand auf und lief
behämisch zum Fluss hinab. Die Mad-Riesen, zu denen auch Gütmir, gehörte ließen sich leicht auf die Palme bringen. Sie führten
Kriege und Streitigkeiten schon über Nichtigkeiten, wie eine
zertrampelte Grasnarbe in ihrem Vorgarten. Auch aus diesem Grund
waren sie, was das Kriegsgeschick anging, wohl die versiertesten
Riesen. Ihre Körpergröße - alles andere als beeindruckend - war
nur die 3 fache eines Menschen. Doch ihre Kraft war enorm. Und sie
waren äußerst intelligent, so konnten sie ihre geringe Größe
gegenüber anderen Riesen leicht ausgleichen.
Endlich
hatte Gütmir den Flusslauf erreicht und konnte in der Ferne sehen
wie seine Brüder und Schwestern, in ihrer Kriegsmontur, mit Felsen
die Mauern der Menschenstadt erschütterten. Doch irgendwie wollten
diese nicht nachgeben. Hatten die Menschen Magie verwendet um sie zu
verstärken? Oder hatten gar diese nervigen Doahv ihre Hände im
Spiel. Gütmir konnte es nicht erkennen und seine Brüder und
Schwestern warfen mehr und mehr Felsen gegen die Mauern, so dass sich
bereits ein kleiner Kamm vor den Mauern gebildet hatte. Der Aufschrei
der Bewohner war zu vernehmen und übertönte selbst das sonst so
laute Vogelgezwitscher im Wald. Die Ganze Stadt roch nach Panik.
Eben
dieses Geschrei und das 'Gedonnere' der Felsen gegen die Stadtmauern
hatten einen weiteren Beobachter aufmerksam gemacht. Gütmir bemerkte
den Jungen erst jetzt, der auf einem Ast stand und die
Felsen-werfenden Riesen betrachtete. Eine seltsame Aura umschloss
diesen Jungen, angefüllt mit Zorn und Gleichgültigkeit, mit Hass
und Liebe, mit Neugierde und Ignoranz. Die Mad-Riesen waren eines der
wenigen Riesenvölker die diese Art des Seins wahrnehmen konnten.
Doch obwohl der Junge eine mächtige Aura zu haben schien, war sie
zugleich so winzig und kaum existent. Gütmir hatte so etwas noch nie
gesehen, und ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken herunter.
Der
Junge drehte sich plötzlich zu ihm um. Er hatte ein weiches, zartes
Gesicht und mittellange dunkle Haare über die er eine dunkelbraune Kapuze gezogen hatte. Seine Kleidung ähnelte sehr den
Druidenstämmen, die den Norden bewohnten. Seine Augen funkelten und
waren so grün wie Smaragde und so blau wie Apatite. Ihre Iris war
von einem gelblichen, flammenden Kreis umgeben und er hatte ein
schelmisches Grinsen aufgesetzt. Zu einer gewissen Weise machte er
einen fröhlichen Eindruck. Und so entschloss sich Gütmir ihn
anzusprechen.
„Du
solltest aufpassen ihnen nicht im Weg zu stehen.“ warnte er den
Jungen.
Mit
einem lächeln entgegnete dieser, was schon passieren solle.
Gütmir
verstand nicht wieso der Junge keine Angst zeigte und so frech
antwortete, als er plötzlich bemerkte, dass der Steinhagel aufgehört
hatte. An der Stadtmauer war der junge Prinz der Menschen erschienen,
der mit traurigem Blick auf die Riesen herabblickte, die vor seinen
Stadtmauern standen. Neben ihm stand eine junge Elfe vom Waldvolk,
die eine Art magischer Barriere um sich und den jungen Prinzen
errichtet hatte.
Der
Prinz hatte ebenfalls lange dunkle Haare, ein zartes Gesicht und
strahlend blaue Augen, die an einen Topas erinnerten. Er trug einen
blauen Umhang und eine weiße Uniform mit grünen und roten Streifen
an den Ärmeln und Hosenbeinen. An seinem aus braunem Leder
bestehenden Gurt befand sich ein Rapier. Die
junge Elfe hatte blass-weiße Haut, tiefbraune Augen und blonde,
lange, seidenartige Haare. Sie trug ein weißes langes Gewand mit
einem goldenen Gürtel.
Gütmir
gefiel ihr Anblick und er verspürte ein seltsames Unbehagen in der
Magengegend. Als ob Tausende kleiner Schmetterlinge in seinem Magen
umher flattern würden. Er dachte schon es sei Liebe auf den Ersten
Blick, als sich plötzlich ein lautes Grummeln ergab. Nein, er hatte
doch nur Hunger. Was genaugenommen nicht verwunderlich ist, bedenkt
man, dass Gütmir bis vor Kurzem noch geschlafen hatte und sich für
ihn noch keine Gelegenheit zum Frühstück ergab. Und dennoch gefiel
ihm das Aussehen der jungen Elfe sehr.
Die
Mad-Riesen formierten sich und bildeten eine Linie. In ihrer Mitte
hatten sich die Elitekrieger versammelt, die mit Sensen-ähnlichen
Waffen ausgerüstet waren. An den Flanken nahmen Krieger mit Keulen
Platz. Ihr Horn ertönte und gab das Zeichen zum Angriff. Plötzlich
sprang der Junge von seinem Ast und hechtete auf das Schlachtfeld zu.
Er rannte so schnell ihn seine Beine trugen, in das Zentrum des
Geschehens, wo die Mad-Riesen sich anschickten die Stadtmauern zu
erstürmen, über die durch den Beschuss entstandenen Rampe. Mit
einer tiefen und zorneszitternden Stimme rief der Junge ihnen etwas
in seltsamer Sprache entgegen, von dem Gütmir nur „Eis“
verstehen konnte. Im selben Augenblick erstarrten die streitenden
Parteien auf dem Schlachtfeld, als wären sie eingefroren.
Gütmir
erschrak sich zu fast zu Tode. Was hatte der Junge nur gemacht? Wie
konnte er sie alle in Eis verwandeln? Welch ein Hexenwerk?! Der Junge
der nun in das Zentrum der Schlacht spazierte und sich dort hinsetzte
hatte sich verändert: Sein linkes Auge war Rot wie Blut geworden.
Die
Aufmerksamkeit des Prinzen und der Elfe, sowie der Stadtbewohner, die
sich auf den Stadtmauern ebenfalls kampfbereit gemacht hatten um die
Bresche zu halten, ruhte nun auch auf ihm. Langsam steckte der junge
Prinz sein Schwert ein, gab der Elfe ein Zeichen und ging mit ihr
gemeinsam auf den Jungen zu, der gerade eben ihre Stadt gerettet
hatte. Doch auch die Mad-Riesen waren von ihm gerettet worden. Hätte
er nur sie eingefroren wären die Soldaten der Stadt über sie
hergefallen. Denn eingefroren könnten sich die Riesen nicht wehren.
Als
sie sich dem jungen näherten sprach der Prinz: „Du bist ein Ase
oder?“ Nur durch ein lächeln reagierte der Junge, was einigen
Interpretationsspielraum lies. „Warum hast du dich hier
eingemischt?“ fuhr der Prinz, der in etwa das selbe Alter wie der
Junge hatte, fort. Mit einem Nicken deutete der Junge in Richtung des
Waldes, wo sich Gütmir hinter einem Felsvorsprung zu verstecken
versuchte. Er fiel dem Prinzen und der Elfe auf, die ihn nun
freundlich heranwinkten. Gütmir nahm all seinen Mut zusammen und
ging in einem tapsigen Gang auf die Drei zu. Das freundliche Lächeln
der Elfe motivierte ihn zusätzlich.
Als
er ankam bemerkte auch er, dass das linke Auge des Jungen sich
verfärbt hatte. „Du bist also tatsächlich einer der Doahv.“
stammelte er.
„Ich
hatte nie etwas anderes behauptet“ konnte er den Jungen in seinen
Gedanken hören, was Gütmir einfach noch mehr verschreckte. Er war
bereits unsicher über die Geschehnisse und nun auch noch ein
Götterkind, dass Richter spielen wollte. Zwar war Gütmir selber nur
ein Jugendlicher, aber da er zum Geschlecht der Riesen gehörte
bereits doppelt so groß wie ein ausgewachsener Mann.
Nun
beschloss der Junge den Anführer der Riesen wieder aufzutauen. „Du
wirst brav sein, wenn ich dich wieder frei lasse. Stimmt's?“ sprach
er dem eingefrorenen Riesengeneral zu. Niemand außer dem Jungen
konnte das verstehen, doch Eingefrorene sind in der Lage alles um
sich herum wahr zu nehmen müsst ihr wissen. Und ihr wisst auch
bereits, dass unser Junge einem Göttergeschlecht angehört und
Gedanken lesen kann. Und so wird der Riesengeneral etwas gedacht
haben, was der Junge als ein 'Ja' interpretierte, denn nur kurze Zeit
darauf, entließ er den Riesen aus dessen Eises-Starre.
Mit
den Worten „Warum hast du uns aufgehalten Doahv?“ meldete sich
der General lautstark zu Wort. Wie aus einer Zwille geschossen bekam er
Antwort: „Damit ihr redet, anstatt euch abschlachten zu lassen.“
Erbost doch mit einem Lachen erwiderte der General: „Denkst du
denn, dass hätten die geschafft?“. Eine ernste Miene überzog das
Gesicht des Jungen. „Denken nicht.“, sprach er „Wissen
schon.“ fuhr er nach kurzer Pause fort. Ein Schauder lief dem
Riesen über den Rücken. „Gut reden wir!“
Nach
einer Weile, in welcher der Riesengeneral erklärte, dass die
Flüchtlinge aus dem Aschland für ihre Revolte verantwortlich sind
und sowohl die Gründe der Riesen als auch die Gründe der Waldelfen
vorbrachte, hörte man einen kreischenden Aufschrei, der dem Jungen
fasst das Trommelfell zerplatzt hätte. Instinktiv hielt er sich die
Ohren vor diesem Gekrächze zu. Es war die Kanzlerin des Reiches,
ihres Zeichens eine Seidenfee. Seidenfeen sind meist dickliche
Menschengroße Feen mit keinerlei magischer Begabung außer das
spinnen von Seide, wobei viele Gelehrte vermuten, dass dies durch
eine Abstammung von der Seidenraupe eher genetisch als magisch ist.
Diese imposante Dame näherte sich nun mit hektischem Schritt der
kleinen Gruppe, die im Zentrum des Schlachtfeldes stand. „So stimmt
das nicht!“ rief die Kanzlerin.
Als
die Dame nun auch angekommen war, musste sie zunächst verschnaufen.
Jedoch schon im nächsten Moment erzählte sie von den Unwahrheiten
der Mad-Riesen und wie unsagbar verräterisch ihr Aufstand sei. Es
entbrannte eine hitzige Diskussion zwischen beiden Parteien. Die
Kanzlerin verwies darauf, dass die Mad-Riesen durchaus zugestimmt
hatten, die Aschländer aufzunehmen, die vor Krieg und
Vulkanausbrüchen des Roten Berges geflohen waren. Die Mad-Riesen
entgegneten, dass viele der Aschländer nicht aus dem Aschland
sondern aus der Schwarzmark gekommen seien, wo Sümpfe schwierige
Lebensbedingungen darstellen aber keinen Fluchtgrund. Weiterhin
führten die Mad-Riesen an, dass die Aschländer die Waldelfen
tyranisierten ohne jegliche Provokation. Die Kanzlerin entgegnete,
dass ihr keinerlei Berichte über dies vorliegen und es wohl nur ein
vorgeschobener Grund sei. Ferner habe sie den Waldelfen längst einen
Verhaltenskodex zukommen lassen, um die Aschländer nicht zu
provozieren. „Genau aus diesem Grund wendeten sich die Waldelfen an
uns und nicht an die Hauptstadt, eure Kanzlerische Regentschaft.“
sprach der Riesengeneral. „Ihr könnt dem Volk, das ihr regieren
sollt nicht zuhören, also muss es sich anders Gehör verschaffen.“
fügte er weiter an. „Und das soll durch einen Aufstand geschehen?
Durch Krieg und Zerstörung? Wie dumm seid ihr Riesen eigentlich?“
erwiderte die Kanzlerin. „Vorsicht!“ sprach der Riese. Genau in
diesem Moment jedoch, hatte der Prinz genug gehört. „Hört auf! …
Alle beide!“ schrie er. Stille legte sich über das Tal.
„Wir
werden in die Riesenmark reisen und uns selbst ein Bild der Lage
machen. Mit dieser Diskussion kommen wir nirgendwo hin.“ sprach der Prinz schließlich. Alle
versuche der Kanzlerin den Prinzen umzustimmen schlugen, sehr zur
Erheiterung des Riesengenerals beitragend, fehl. Unnötig zu
erwähnen, dass Mad-Riesen und die Kanzlerin sich gegenseitig nicht
ausstehen konnten. Da seine treuste Freundin ebenfalls eine Waldelfe
war, obgleich aus dem Adel entstammend, nahm der Prinz diese
Angelegenheit persönlich.
„Wir wurden gehört.“ sprach der
Riesengeneral. „Wenn unser König sich dem Problem nun annimmt,
gibt es keinen Grund für uns weiter zu kämpfen.“ fügte er an.
„Wenn du nun also die Güte hättest uns ziehen zu lassen, Doahv.“
schloß er seine Ausführung ab. Mit einem Nicken und lächeln
färbten sich die Augen des Jungen wieder grün-blau und die Eingefrorenen
erwachten. Wie bereits erwähnt haben sie Alle das Geschehen
mitbekommen, und so rückten die Mad-Riesen friedlich und wohl
zufrieden ab. Auch die Soldaten der Stadt kehrten in diese zurück,
als sie aufgetaut waren.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenAmazing chapter.It was very well well-written and super interesting that I didn't realize how far I had gone ib reading until I reached the last word. For rhe first chapter its a great start that makes readers want to read the next chapters. I like that this story has several fantasy creatures that I love to read about and am intrigued with. Am definitely looking forward to the next chapter and see what will transpire.
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