Samstag, 14. Oktober 2017

Der Krieg der Riesen (Kurzgeschichte, Teil 1)


Autor: Reick D.Ani

Ein Donnergrollen weckte Gütmir, der gerade ein Nickerchen unter einer großen Esche machte. Das Donnern kam nicht vom Himmel, vielmehr kam es von den Riesen, die mit ihren Steinschleudern die Mauern einer nahen Menschenstadt beschossen. Krieg war ausgebrochen, doch noch wusste Gütmir nicht warum. Der junge Riese stand auf und lief behämisch zum Fluss hinab. Die Mad-Riesen, zu denen auch Gütmir, gehörte ließen sich leicht auf die Palme bringen. Sie führten Kriege und Streitigkeiten schon über Nichtigkeiten, wie eine zertrampelte Grasnarbe in ihrem Vorgarten. Auch aus diesem Grund waren sie, was das Kriegsgeschick anging, wohl die versiertesten Riesen. Ihre Körpergröße - alles andere als beeindruckend - war nur die 3 fache eines Menschen. Doch ihre Kraft war enorm. Und sie waren äußerst intelligent, so konnten sie ihre geringe Größe gegenüber anderen Riesen leicht ausgleichen.




Endlich hatte Gütmir den Flusslauf erreicht und konnte in der Ferne sehen wie seine Brüder und Schwestern, in ihrer Kriegsmontur, mit Felsen die Mauern der Menschenstadt erschütterten. Doch irgendwie wollten diese nicht nachgeben. Hatten die Menschen Magie verwendet um sie zu verstärken? Oder hatten gar diese nervigen Doahv ihre Hände im Spiel. Gütmir konnte es nicht erkennen und seine Brüder und Schwestern warfen mehr und mehr Felsen gegen die Mauern, so dass sich bereits ein kleiner Kamm vor den Mauern gebildet hatte. Der Aufschrei der Bewohner war zu vernehmen und übertönte selbst das sonst so laute Vogelgezwitscher im Wald. Die Ganze Stadt roch nach Panik.
Eben dieses Geschrei und das 'Gedonnere' der Felsen gegen die Stadtmauern hatten einen weiteren Beobachter aufmerksam gemacht. Gütmir bemerkte den Jungen erst jetzt, der auf einem Ast stand und die Felsen-werfenden Riesen betrachtete. Eine seltsame Aura umschloss diesen Jungen, angefüllt mit Zorn und Gleichgültigkeit, mit Hass und Liebe, mit Neugierde und Ignoranz. Die Mad-Riesen waren eines der wenigen Riesenvölker die diese Art des Seins wahrnehmen konnten. Doch obwohl der Junge eine mächtige Aura zu haben schien, war sie zugleich so winzig und kaum existent. Gütmir hatte so etwas noch nie gesehen, und ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken herunter.

Der Junge drehte sich plötzlich zu ihm um. Er hatte ein weiches, zartes Gesicht und mittellange dunkle Haare über die er eine dunkelbraune Kapuze gezogen hatte. Seine Kleidung ähnelte sehr den Druidenstämmen, die den Norden bewohnten. Seine Augen funkelten und waren so grün wie Smaragde und so blau wie Apatite. Ihre Iris war von einem gelblichen, flammenden Kreis umgeben und er hatte ein schelmisches Grinsen aufgesetzt. Zu einer gewissen Weise machte er einen fröhlichen Eindruck. Und so entschloss sich Gütmir ihn anzusprechen.
Du solltest aufpassen ihnen nicht im Weg zu stehen.“ warnte er den Jungen.
Mit einem lächeln entgegnete dieser, was schon passieren solle.

Gütmir verstand nicht wieso der Junge keine Angst zeigte und so frech antwortete, als er plötzlich bemerkte, dass der Steinhagel aufgehört hatte. An der Stadtmauer war der junge Prinz der Menschen erschienen, der mit traurigem Blick auf die Riesen herabblickte, die vor seinen Stadtmauern standen. Neben ihm stand eine junge Elfe vom Waldvolk, die eine Art magischer Barriere um sich und den jungen Prinzen errichtet hatte.

Der Prinz hatte ebenfalls lange dunkle Haare, ein zartes Gesicht und strahlend blaue Augen, die an einen Topas erinnerten. Er trug einen blauen Umhang und eine weiße Uniform mit grünen und roten Streifen an den Ärmeln und Hosenbeinen. An seinem aus braunem Leder bestehenden Gurt befand sich ein Rapier. Die junge Elfe hatte blass-weiße Haut, tiefbraune Augen und blonde, lange, seidenartige Haare. Sie trug ein weißes langes Gewand mit einem goldenen Gürtel.



Gütmir gefiel ihr Anblick und er verspürte ein seltsames Unbehagen in der Magengegend. Als ob Tausende kleiner Schmetterlinge in seinem Magen umher flattern würden. Er dachte schon es sei Liebe auf den Ersten Blick, als sich plötzlich ein lautes Grummeln ergab. Nein, er hatte doch nur Hunger. Was genaugenommen nicht verwunderlich ist, bedenkt man, dass Gütmir bis vor Kurzem noch geschlafen hatte und sich für ihn noch keine Gelegenheit zum Frühstück ergab. Und dennoch gefiel ihm das Aussehen der jungen Elfe sehr.
Die Mad-Riesen formierten sich und bildeten eine Linie. In ihrer Mitte hatten sich die Elitekrieger versammelt, die mit Sensen-ähnlichen Waffen ausgerüstet waren. An den Flanken nahmen Krieger mit Keulen Platz. Ihr Horn ertönte und gab das Zeichen zum Angriff. Plötzlich sprang der Junge von seinem Ast und hechtete auf das Schlachtfeld zu. Er rannte so schnell ihn seine Beine trugen, in das Zentrum des Geschehens, wo die Mad-Riesen sich anschickten die Stadtmauern zu erstürmen, über die durch den Beschuss entstandenen Rampe. Mit einer tiefen und zorneszitternden Stimme rief der Junge ihnen etwas in seltsamer Sprache entgegen, von dem Gütmir nur „Eis“ verstehen konnte. Im selben Augenblick erstarrten die streitenden Parteien auf dem Schlachtfeld, als wären sie eingefroren.

Gütmir erschrak sich zu fast zu Tode. Was hatte der Junge nur gemacht? Wie konnte er sie alle in Eis verwandeln? Welch ein Hexenwerk?! Der Junge der nun in das Zentrum der Schlacht spazierte und sich dort hinsetzte hatte sich verändert: Sein linkes Auge war Rot wie Blut geworden.

Die Aufmerksamkeit des Prinzen und der Elfe, sowie der Stadtbewohner, die sich auf den Stadtmauern ebenfalls kampfbereit gemacht hatten um die Bresche zu halten, ruhte nun auch auf ihm. Langsam steckte der junge Prinz sein Schwert ein, gab der Elfe ein Zeichen und ging mit ihr gemeinsam auf den Jungen zu, der gerade eben ihre Stadt gerettet hatte. Doch auch die Mad-Riesen waren von ihm gerettet worden. Hätte er nur sie eingefroren wären die Soldaten der Stadt über sie hergefallen. Denn eingefroren könnten sich die Riesen nicht wehren.


Als sie sich dem jungen näherten sprach der Prinz: „Du bist ein Ase oder?“ Nur durch ein lächeln reagierte der Junge, was einigen Interpretationsspielraum lies. „Warum hast du dich hier eingemischt?“ fuhr der Prinz, der in etwa das selbe Alter wie der Junge hatte, fort. Mit einem Nicken deutete der Junge in Richtung des Waldes, wo sich Gütmir hinter einem Felsvorsprung zu verstecken versuchte. Er fiel dem Prinzen und der Elfe auf, die ihn nun freundlich heranwinkten. Gütmir nahm all seinen Mut zusammen und ging in einem tapsigen Gang auf die Drei zu. Das freundliche Lächeln der Elfe motivierte ihn zusätzlich.

Als er ankam bemerkte auch er, dass das linke Auge des Jungen sich verfärbt hatte. „Du bist also tatsächlich einer der Doahv.“ stammelte er.
Ich hatte nie etwas anderes behauptet“ konnte er den Jungen in seinen Gedanken hören, was Gütmir einfach noch mehr verschreckte. Er war bereits unsicher über die Geschehnisse und nun auch noch ein Götterkind, dass Richter spielen wollte. Zwar war Gütmir selber nur ein Jugendlicher, aber da er zum Geschlecht der Riesen gehörte bereits doppelt so groß wie ein ausgewachsener Mann.

Nun beschloss der Junge den Anführer der Riesen wieder aufzutauen. „Du wirst brav sein, wenn ich dich wieder frei lasse. Stimmt's?“ sprach er dem eingefrorenen Riesengeneral zu. Niemand außer dem Jungen konnte das verstehen, doch Eingefrorene sind in der Lage alles um sich herum wahr zu nehmen müsst ihr wissen. Und ihr wisst auch bereits, dass unser Junge einem Göttergeschlecht angehört und Gedanken lesen kann. Und so wird der Riesengeneral etwas gedacht haben, was der Junge als ein 'Ja' interpretierte, denn nur kurze Zeit darauf, entließ er den Riesen aus dessen Eises-Starre.
Mit den Worten „Warum hast du uns aufgehalten Doahv?“ meldete sich der General lautstark zu Wort. Wie aus einer Zwille geschossen bekam er Antwort: „Damit ihr redet, anstatt euch abschlachten zu lassen.“ Erbost doch mit einem Lachen erwiderte der General: „Denkst du denn, dass hätten die geschafft?“. Eine ernste Miene überzog das Gesicht des Jungen. „Denken nicht.“, sprach er „Wissen schon.“ fuhr er nach kurzer Pause fort. Ein Schauder lief dem Riesen über den Rücken. „Gut reden wir!“

Nach einer Weile, in welcher der Riesengeneral erklärte, dass die Flüchtlinge aus dem Aschland für ihre Revolte verantwortlich sind und sowohl die Gründe der Riesen als auch die Gründe der Waldelfen vorbrachte, hörte man einen kreischenden Aufschrei, der dem Jungen fasst das Trommelfell zerplatzt hätte. Instinktiv hielt er sich die Ohren vor diesem Gekrächze zu. Es war die Kanzlerin des Reiches, ihres Zeichens eine Seidenfee. Seidenfeen sind meist dickliche Menschengroße Feen mit keinerlei magischer Begabung außer das spinnen von Seide, wobei viele Gelehrte vermuten, dass dies durch eine Abstammung von der Seidenraupe eher genetisch als magisch ist. Diese imposante Dame näherte sich nun mit hektischem Schritt der kleinen Gruppe, die im Zentrum des Schlachtfeldes stand. „So stimmt das nicht!“ rief die Kanzlerin.

Als die Dame nun auch angekommen war, musste sie zunächst verschnaufen. Jedoch schon im nächsten Moment erzählte sie von den Unwahrheiten der Mad-Riesen und wie unsagbar verräterisch ihr Aufstand sei. Es entbrannte eine hitzige Diskussion zwischen beiden Parteien. Die Kanzlerin verwies darauf, dass die Mad-Riesen durchaus zugestimmt hatten, die Aschländer aufzunehmen, die vor Krieg und Vulkanausbrüchen des Roten Berges geflohen waren. Die Mad-Riesen entgegneten, dass viele der Aschländer nicht aus dem Aschland sondern aus der Schwarzmark gekommen seien, wo Sümpfe schwierige Lebensbedingungen darstellen aber keinen Fluchtgrund. Weiterhin führten die Mad-Riesen an, dass die Aschländer die Waldelfen tyranisierten ohne jegliche Provokation. Die Kanzlerin entgegnete, dass ihr keinerlei Berichte über dies vorliegen und es wohl nur ein vorgeschobener Grund sei. Ferner habe sie den Waldelfen längst einen Verhaltenskodex zukommen lassen, um die Aschländer nicht zu provozieren. „Genau aus diesem Grund wendeten sich die Waldelfen an uns und nicht an die Hauptstadt, eure Kanzlerische Regentschaft.“ sprach der Riesengeneral. „Ihr könnt dem Volk, das ihr regieren sollt nicht zuhören, also muss es sich anders Gehör verschaffen.“ fügte er weiter an. „Und das soll durch einen Aufstand geschehen? Durch Krieg und Zerstörung? Wie dumm seid ihr Riesen eigentlich?“ erwiderte die Kanzlerin. „Vorsicht!“ sprach der Riese. Genau in diesem Moment jedoch, hatte der Prinz genug gehört. „Hört auf! … Alle beide!“ schrie er. Stille legte sich über das Tal.



Wir werden in die Riesenmark reisen und uns selbst ein Bild der Lage machen. Mit dieser Diskussion kommen wir nirgendwo hin.“ sprach der Prinz schließlich. Alle versuche der Kanzlerin den Prinzen umzustimmen schlugen, sehr zur Erheiterung des Riesengenerals beitragend, fehl. Unnötig zu erwähnen, dass Mad-Riesen und die Kanzlerin sich gegenseitig nicht ausstehen konnten. Da seine treuste Freundin ebenfalls eine Waldelfe war, obgleich aus dem Adel entstammend, nahm der Prinz diese Angelegenheit persönlich. 
„Wir wurden gehört.“ sprach der Riesengeneral. „Wenn unser König sich dem Problem nun annimmt, gibt es keinen Grund für uns weiter zu kämpfen.“ fügte er an. „Wenn du nun also die Güte hättest uns ziehen zu lassen, Doahv.“ schloß er seine Ausführung ab. Mit einem Nicken und lächeln färbten sich die Augen des Jungen wieder grün-blau und die Eingefrorenen erwachten. Wie bereits erwähnt haben sie Alle das Geschehen mitbekommen, und so rückten die Mad-Riesen friedlich und wohl zufrieden ab. Auch die Soldaten der Stadt kehrten in diese zurück, als sie aufgetaut waren. 

Lese hier Teil 2
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2 Kommentare:

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  2. Amazing chapter.It was very well well-written and super interesting that I didn't realize how far I had gone ib reading until I reached the last word. For rhe first chapter its a great start that makes readers want to read the next chapters. I like that this story has several fantasy creatures that I love to read about and am intrigued with. Am definitely looking forward to the next chapter and see what will transpire.

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