Sonntag, 15. Oktober 2017

Der Krieg der Riesen (Kurzgeschichte, Teil 2)

Autor: Reick D.Ani
Vorgeschichte lesen.



Auch die Kanzlerin begab sich nun in die Stadt zurück. Nur der junge Prinz, seine Elfenbegleiterin aus dem Waldreich, der junge Riese Gütmir und natürlich unser Götterjunge blieben am Ort der Schlacht. Mit einem bloßen Nicken konnten sich der Prinz und die Elfe verstehen und so war dem Prinzen klar, dass seine Waldelfe ihn begleiten würde. Im Reich der Riesen hätte er jedoch auch gerne Gütmir mit dabei. So begab es sich dass der junge Prinz mit freundlicher Stimme an Gütmir herantrat. „Du wirst uns doch auch begleiten, oder?“ fragte ihn der Prinz. Gütmir, seines Zeichens eher ein schlafender Riese als ein Abenteurer zögerte, wollte er doch lieber sein Nickerchen fortsetzen. Die Elfe lächelte ihn freundlich an, als sie sein zögern bemerkte. Nach seinem anfänglichen Zögern und diesem wohlwollenden Lächeln des wunderschönen Mädchens, willigte Gütmir schließlich ein sie zu begleiten. Nun schauten alle auf den Jungen, der noch immer und schon wieder ausdruckslos auf dem Felsen saß und sie regungslos beobachtete. Einen Doahv dabei zu haben erschien Gütmir angesichts der Lage von Vorteil und mit dem Mut den er sich ansparen konnte wollte er gerade etwas überzeugendes von sich geben, als der Junge plötzlich anfing zu sprechen: „Klar komme ich mit, klingt lustig was ihr vorhabt. Und mir ist eh langweilig.“ Somit war die Abenteuergruppe komplett, zumindest dachten dies Alle. 




„Ich komme natürlich auch mit“, sprach eine Stimme. Sie gehörte dem gerade ankommenden General des Landes. Dieser war zwar ein Jahr jünger als der Prinz aber bereits ein tapferer und listenreicher Offizier in dessen Armee. Ursprünglich stammte er aus dem Nachbarkönigreich. Die Meisten nannten ihn wegen seiner rötlichen Haare, die unter bestimmten Lichtverhältnissen golden glänzten, Goldschopf anstatt bei seinem Namen. Auch wenn es ihm nicht gefiel so betitelt zu werden, hatte er in seiner Heimat gelernt zu Schweigen. Dort war er der Sohn eines Reichen Adligen. Doch das Schicksal wollte es, dass ihn seine Familie fortschicken musste, um sein Leben zu retten. Unglücklicherweise waren seine Eltern Königstreu gewesen und Jemanden, der nach der Macht in ihrem Land strebte, im Weg. Nach der Ermordung des Königs waren sie nicht bereit den Mörder als neuen Lehnsherren zu akzeptieren und wurden aller Ehrentitel beraubt. Zu seinem Glück jedoch entkam er den Häschern über die Grenze in das benachbarte Königreich und lief hier direkt der Königlichen Garde in die Arme. Mit seinem Geschick und seiner Redegewandtheit gelang es ihm zum Pagen des Prinzen ernannt zu werden, dem er seit diesem Tag als treues Schwert dient. Zum Zeichen ihrer Freundschaft überreichte ihm der Prinz eine Kette aus geschmiedetem Adamandium, einem Metall das es nur in der Welt der Asen gibt. Diese Kette nimmt der General zudem niemals ab. Für Außenstehende wird er zudem meist als Huskarl des Prinzen vorgestellt. Ein Huskarl ist eine Ehrenwache beziehungsweise eine altertümliche Bezeichnung für einen Bodyguard, wobei ein Huskarl auch eine beratende Funktion erfüllt. Zu seinem Schutz trägt der General eine Rüstung aus Netzgewebe. Dieses ist mit dem besser bekannten Mytril oder auch Silberstahl zu vergleichen. Er trägt jedoch nur das Kettenhemd, da er behauptet die Schulterplatten würden seine Bewegungen einschränken und einen Nachteil im Kampf bedeuten. Ferner ist zu erwähnen, dass sich die meisten Mädchen in seine blass-blauen Augen oder das Grübchen auf seiner linken Wange verlieben, er jedoch noch keine Freundin hat. Die Gründe dafür sind im Reich nicht bekannt. 

„Natürlich kommst du mit Ricky“ erwiderte der Prinz. „Nun sollten wir uns jedoch um Proviant kümmern. Es wird eine weite Reise in die Riesenmark!“
Erneut erhob der General die Stimme „Mit Verlaub Majestät, es ist bereits alles vorbereitet.“ und deutete dabei auf einen Ochsenkarren der mit Kisten und Fässern beladen war. Den Ochsenkarren steuerten der Bauer Hark und dessen Tochter Ingrid, die ebenfalls einen Blick auf den General geworfen hatte und ihn nicht aus ihren Gedanken bekam. Auf dem Ochsenkarren war trotz des Proviants genug Platz für 4 der Abenteurer. Gütmir passte aufgrund seiner Größe und seines Gewichtes nicht auf den Karren. Doch neben den Ochsen herzulaufen hielt ihn nicht davon ab zu Fragen wie der Bauer Hark zu seinem Namen gekommen war. Der Ochsenkarren setzte sich, beladen mit 4 Kindern und Proviant für einige Tage, in Bewegung während Gütmir neben her marschierte und der Bauer Hark ihm seine Geschichte erzählte. Ingrid indes starrte auf die Ladefläche des Karren und hatte nur Augen für Ricky, der sie und ihren Vater auf dem Markt angeworben hatte als sie gerade dabei waren die Schäden der Panik an ihrem Marktstand zu beheben. Ricky hatte die Entscheidung seines Prinzen schon vorausgeahnt als dieser auf das Schlachtfeld lief, denn genaugenommen traute sein Prinz den Erwachsenen nur soweit wie Ricky sie werfen konnte. 

Hark hatte seinen Namen von seinem Lehnsherren, dem Ritter Metz, erhalten, da er einst als junger Mann ohne Harke versuchte ein Feld umzugraben. Der Ritter wollte ihn deshalb mit seinem Namen daran erinnern, stets eine Harke statt der bloßen Hände zu benutzen. Als Gütmir das hörte fiel es ihm schwer nicht zu lachen. Der junge Gott hingegen konnte sich das Lachen über die Einfältigkeit des Bauern nicht verkneifen. Selbst der Prinz und seine Waldelfe mussten schmunzeln hielten sich jedoch zurück. Hark löste ihre Anspannung indem er über sich selbst zu lachen begann. Der Bauer wusste dass er damals unerfahren war und viel seit dem gelernt hatte, so machte es ihm nichts aus über sich selbst zu spaßen, um die Anspannung seiner jungen Auftraggeber zu lösen. 

Mit lieblicher und melodischer Stimme meldete sich zum ersten mal die Waldelfe zu Wort. Gütmir wurde rot als er ihre Stimme hörte. „Da wir nun zusammen reisen, sollten wir uns vorstellen. Mein Name is Emiliana aus dem Hause Halvik, aber es würde mich sehr freuen wenn ihr mich Emilia nennen würdet.“ Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort. „Ich bin die Beraterin unseres Kronprinzen in den Belangen der Elben und eine Luft-Magierin. Es freut mich euch kennen zu lernen.“




Nun sprach der Junge „Mein Name unter den Sterblichen ist Týrone Haj'Nag. Meine sterblichen Eltern lebten in einem kleinen Dorf im Nachbarkönigreich, wo auch euer General herstammt. Der Krieg brachte sie in Gefangenschaft und ich wurde von ihnen getrennt. Ich suchte meine wahren Eltern und ging zum Hals der Welt, wo ich den Biföst irgendwie öffnen konnte und in Asgard landete. Dort wurde ich zum Wächter ausgebildet. Ich befreite mein Dorf und siedelte es auf Befehl des Allvaters am Hals der Welt an. Mein göttlicher Name ist Mirarkkthur. Ich bin der Sohn Valis und Yggdrasils.“ Gütmir wurde kreidebleich, Vali der Gott der Rache?, Yggdrasil die Weltenesche? Welch ein Sohn würde bei dieser Ansammlung an Macht zustande kommen? Der Tod persönlich?

Als nächstes war Ricky an der Reihe. „Mein Name ist Ricky Severan, aus dem Hause Bohma. Meine Familie stand loyal zu unserem König und wurde dafür gejagt. Ich kam in dieses euer Königreich und wurde der Page des Prinzen. Seitdem diene ich ihm so gut ich kann. Auch ich freue mich euch kennenzulernen.“

Zögerlich begann der junge Prinz zu sprechen. „Es ist unwahrscheinlich, dass ihr mich nicht kennt. Ich bin der Kronprinz unseres Landes, gebe aber nichts auf Förmlichkeiten. Ihr könnt mich als beim Vornamen nennen. Ich bin Danik aus dem Hause Wezzin, erster meines Namens und so weiter. Ich hoffe den Frieden in unserem Land wieder herstellen zu können und all unsere Untertanen zu schützen.“

Alle schauten den Riesen an. Gütmir war nicht wohl bei der Sache, war er doch der Einzige, der nicht aus edlem Hause stammte. Die Riesen besaßen gar keine Adeligen und so sprach er: „Ich bin Gütmir, vom Stamm der Mad-Riesen. Ich mag das Vogelgezwitscher im Wald und das Rauschen der Bäche.“

Ingrid rief auch etwas hinein: „Ich bin Ingrid, vom Sternzeichen Widder und stehe auf Mondscheinspaziergänge. Meine Lieblingsfarben sind hellblau und Gold-Rot.“ schmachtete sie. „Und meinen Vater Hark kennt ihr ja auch schon.“ Dieser, der verstand was vor sich ging, grinste und dachte zu sich selbst 'Meine Ingrid'.

Emilia hingegen war von Gütmirs kurzer Antwort und seinem Namen fasziniert, so dass sie nachfragen musste: „Gütmir ist ein schön klingender Name. Hat er eine Bedeutung, mein Herr Riese?“

Verlegen antwortete Gütmir ihr, dass alle Riesen den Zusatz 'mir' am Ende des Namens trugen und dass man ihn Gütmir taufte, weil er schon als Riesenbaby stets kein Wesen verletzt hat, nicht einmal eine Ameise. Das Wort 'Güt' leitete sich also vom Wort 'Gut' oder 'Güte' ab, erklärte er. Er wisse allerdings auch nicht mehr über seinen Namen.
„'Mir' bedeutet in der Sprache der Götter 'Treue', und das waren die Riesen, treu.“ sagte Mirarkkthur mit nachdenklicher Miene. „Treu den Titanen gegenüber, die uns herausforderten. Und das war ihr Untergang. Ich denke sie wollten uns damit auch ärgern, unsere Sprache zu verwenden und sich 'treu' zu nennen während sie gegen uns Krieg führten. Als Ymir starb wurde der Kosmos geboren. Sein Tod war nötig für Yggdrasils Wachstum. Nur Bergelmir und seine Frau überlebten das Massaker.“
Alle waren still und betrübt. Gütmir schoss ein Gedanke in den Kopf während Mirarkkthur weiter erzählte: „Deshalb hat mein Vater mir auch das 'Mir' als erste Silbe im Namen gegeben. Er wollte dass ich treu bin. Wem Gegenüber hat er jedoch nie erwähnt.“ scherzte der Junge.

Gütmir dachte genau jetzt daran, was der Junge alles bereits von sich erzählt hatte und ihm wurde etwas klar. 'Bin ich mit diesem Doahv verwandt? Er sprach davon, dass Yggdrasil seine Mutter sei. Und Yggdrasil entstand aus der Lebenskraft Ymirs, des Königs der Urzeitriesen, von dem alle Riesen abstammen sollen. Wenn er nun zu 50 % aus der Macht Ymirs besteht ist er doch ein Halbriese oder? Und damit wären wir doch auch verwandt. Hat er uns deshalb geholfen?' waren Gütmirs Gedankengänge.




Nach einiger Zeit erreichten sie die Gabelbrücke welche in die Riesenmark führte. Sofort sprang Mirarkkthur auf, wollte er doch wissen ob sein Freund der Gnom noch immer unter dieser Brücke lebte. Dem Kronprinzen zu erklären, dass diese Brücke nicht ihm oder dem Land sondern dem Gnom gehörte hatte einiges Komödiantisches Potential gehabt, doch der Gnom war nicht da. Vier Jahre hatte Mirarkkthur den Gnom nun nicht mehr gesehen, und er hoffte inständig dass es ihm gut ging.
Die Überquerung der Gabelbrücke gestaltete sich als schwierig und zeitaufwendig wodurch die Nacht bereits in Begriff war einzubrechen, als der Ochsenkarren endlich auf der anderen Seite ankam. So blieb der Gemeinschaft nichts anderes übrig als hier, so Nahe der Verlorenen Wälder ihr Nachtlager aufzuschlagen.


Lese hier Teil 3
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