Autor: Reick D.Ani
Zum Besseren Verständnis der Welt: Glossar
Was bisher geschah: Teil 2 lesen
In
aller Eile errichteten sie die drei Zelte, die General Ricky
mitgebracht hatte, eines für ihn und den Prinzen, eines für
Emiliana und eines für Hark und seine Tochter Ingrid. Der junge Gott
hätte bei Ihnen schlafen können, zog es aber vor den Sternenhimmel
zu betrachten. Gütmir wollte auch in keinem Zelt schlafen. Riesen so
meinte er, sind eng mit der Natur verbunden. Ein Zelt würde ihn nur
von seinen Wurzeln trennen. Während also die Jungen die Zelte
aufschlugen, ging Gütmir Holz und Steine für ein Lagerfeuer
sammeln. Ingrid begann damit vom Fluss Wasser zu holen, wie Ricky es
ihr aufgetragen hatte. Während ihr Vater sich um die Ochsen
kümmerte. Emiliana beaufsichtigte zuerst nur den Bau der Zelte,
bevor sie sich entschloss Gütmir beim Feuerholz sammeln zu helfen.
Nachdem sie die Zelte aufgeschlagen hatten stand Mirarkkthur am Rand
des kleinen Lagers und starrte in den Wald hinein. Kurze Zeit später
gesellte sich Ricky zu ihm. „Gibt es etwas interessantes zu sehen?“
fragte er. „Nein nichts“ antwortete Mirarkkthur. „Nur die
Verlorenen Wälder.“
„Wir
befinden uns im Grenzland. Hinter den Wäldern liegt unsere ehemalige
Heimat.“ schwelgte Ricky. „Vermisst du sie?“ warf Mirarkkthur
ein. „Natürlich vermisse ich sie. Du etwa nicht?“ reagierte
Ricky prompt. Mirarkkthur wurde nachdenklich, begann zu lachen und
sagte: „Kein Stück! Meine Heimat ist der Hals der Welt und auch
mein ganzes Dorf lebt nun an seinem Fuß.“ Ricky musste lächeln.
„Ja ich verstehe es. Meine Heimat ist nun auch hier, aber trotzdem
denke ich immer noch an meine Familie zurück.“ Nach einer Weile
gelang es Ricky die Frage, die ihm schon seit geraumer Zeit auf den
Lippen brannte zu stellen: „Wurde dein Dorf auch während des
Bürgerkriegs überfallen?“ Mirarkkthur schaute ihn an und sprach
kurz und knapp „Nein“ bevor er fortfuhr „Mein Dorf wurde vor
ungefähr 8 Hal überfallen, während des letzten großen Krieges mit
den Crusatru.“ - „Ich verstehe“ merkte Ricky an. „Also noch
vor der Rebellion gegen den König.“
Bekannte Orte, Karte by Dani. |
Unterdessen
kamen sich Emiliana und Gütmir immer näher. „Wie alt seid ihr,
mein Herr Riese?“ fragte Emiliana mit einem lächeln während sie
hinter einem Baum stand, ihre linke Hand auf die Baumrinde gelegt und
mit langsamen, sachten Schritt um den Baum herum schreitend. Verlegen
und bereits Rot werdend antwortete Gütmir ihr „17 Riesenjahre,
mein Fräulein Elfe.“ - „Dann seid ihr noch keiner der
Erwachsenen in eurem Volk, mein Herr Riese?“ hackte Emiliana nach.
„Noch nicht.“ sprach Gütmir mit mittlerweile zitternder Stimme.
Er war nun auch rot wie ein Rubin. Nach einiger Anstrengung und einem
harten Kampf mit seinem Inneren konnte er nun auch eine Frage, immer
noch zögerlich, formulieren: „Und ihr, mein Fräulein Elfe?“ -
„Aber mein Herr Riese, es ziemt sich nicht eine Dame nach ihrem
Alter zu fragen.“ gab sie ihm als Antwort. Gütmir war die Sache
sehr peinlich, doch gerade als er sich entschuldigen wollte, brach
die Elfe in kichern aus. „Es war nur Spaß, mein Herr Riese.“
Gütmir atmete durch, das hatte er jetzt nicht erwartet. „Ihr
solltet nicht so steif und Ernst sein, mein Herr Riese.“ fuhr die
Elfe fort und Gütmir nickte zurück. „Aber um eure Frage zu
beantworten, ich bin 16 Elfenjahre, mein Herr Riese.“ Gütmir fiel
ein Stein von seinem Herzen bedeutete dies doch, dass sie in seinem
Alter war.
In
der Zwischenzeit machte auch Ingrid ihren Zug und versuchte etwas
mehr über General Ricky vom Prinzen zu erfahren. Um so unglücklicher
war es, dass ihr der Prinz erklärte, dass ihr Angebeteter mehr auf
Würstchen als auf Muscheln stehe. Hark, der diese Andeutung sehr
wohl verstand, hätte sich beinahe an seinem Stück Brot verschluckt.
Ingrid hingegen konnte nun nur noch daran denken, wie sie an
Würstchen kommen sollte. Ihre Mutter hatte ihr bereits einmal eine
alte Weisheit erzählt, die mit Liebe und dem Magen zu tun hatte. Und
so waren ihre Gedanken an „Die Liebe geht durch den Magen.“
gebunden, obgleich das Sprichwort wohl die Schmetterlinge im Bauch
und nicht das Essen meine. Beide Interpretationen waren jedoch im
Königreich Sah und den Nachbarländern durchaus üblich.
Nach
einer Weile kehrten Gütmir und Emiliana mit dem Feuerholz und den
Steinen zurück, wobei Gütmir sicher stellte das Emiliana nicht zu
viel tragen musste. Ihr alles abzunehmen wäre eine Beleidigung
gewesen, zumindest wenn sie eine Riesin wäre. Hark erkannte, dass
sich dort eine Romanze anbahnte und erinnerte sich stillschweigend an
seine Hilda, die noch etwas auf ihn und ihre Tochter warten muss.
Ingrid war ein wenig neidisch, dass die Elfe einen Freund bekam, aber
sie nicht wusste wie sie ihren Angebeteten bekommen könne. Nun
gesellten sich auch Mirarkkthur und Ricky zu den Anderen. Gütmir
begann damit die Steine in einem Kreis anzuordnen und anschließend
das Feuerholz zu einem hohlen Kegel zu stapeln. In die kleine Öffnung
die er lies und die den Holzstapel wie ein indianisches Wigwam
aussehen lies, legte er trockenes Gras. Erst jetzt bemerkten sie dass
sie den Feuerstein vergessen hatten. Ratlos schauten sich alle an,
nur Mirarkkthur verstand nicht wo das Problem lag. Emiliana erklärte
ihm, dass sie ohne Feuerstein kein Feuer machen können und sie auch
keine Feuermagie beherrsche. Mirarkkthur grinste „Wenn es weiter
nichts ist, ich mache euch ein Feuer. Überlasst das mir!“ und mit
diesen Worten trat er einen Schritt vor und sprach in der Sprache der
Götter. Das Wort konnte Gütmir als „Feuer“ erkennen. Ein lauter
Knall ertönte und alle bis auf Gütmir und Mirarkkthur wurden auf
den Boden geschleudert, wo sie auf ihren vier Buchstaben landeten und
sich mit ihren Händen abstützten. Außer Gütmir hatte niemand der
anderen zuvor Mirarkkthurs Götterstimme vernommen. Das Holz indess
begann zu brennen.
Nun
setzten sich Alle um das Lagerfeuer herum. Der kurze Schreckmoment
war vorüber. Um ihren Hunger zu stillen spießten sie allerhand von
Früchten aus dem Proviant auf ihre Schwerter oder dünne Zweige, die
Gütmir nicht für den Bau des Lagerfeuers verwendet hatte, und
karamellisierten diese. Sie erzählten Geschichten und hatten sehr
viel Spaß, als plötzlich ein kalter Wind aufzog. Es war Nacht
geworden und die Verlorenen Wälder waren erwacht.
Wie
aus dem Nichts war ein Schrei zu hören, der durch Mark und Bein ging
und selbst bei Mirarkkthur unschöne Erinnerungen wach rief. Dichte
Nebelschwaden zogen aus dem Wald heran. Und eine dunkle Stimme sprach
einen Zauberbann „Loka inferne imnocte, animai nebula.“ Emiliana
sprang sofort auf und sprach einen Gegenzauber
„Mächte
der Lüfte ich beschwöre unser Band,
Du
große Kraft,
Die
Winde schafft,
Schicke
dein Wehen in meine Hand,
Auf
dass der Schleier sich löse.“
mit
ihrer linken Hand zeigte sie nun in Richtung der Wälder worauf sich
ein Windstoß erhob und den Nebel zurückdrängte. Gütmir kannte die
Luftmagie der Elfen und auch den Zauberspruch „Windböe“ hatte er
schon oft gehört. Die Nebelschwaden zogen sich immer weiter in
Richtung der Wälder zurück. Je weiter der Nebel verschwandt desto
mehr wurden Silhouetten sichtbar, die sich am Rand des Waldes
befanden. „Warum nennt man das nochmal die Verlorenen Wälder?“
fragte der Prinz in die Runde. „Weil niemand der dort die Nacht
verbringt je wieder gesehen wird.“ antwortete Ricky. „Ich hielt
das für einen Aberglauben.“ merkte Emiliana an. „Ich auch“
erwiderte der Prinz, mittlerweile seinen Rapier ziehend. Hark griff
sich seine Harke und stellte sich schützend vor seine Tochter, die
vor Angst zitterte. Der Nebel hingegen ging immer weiter zurück und
die Silhouetten bewegten sich auf das Lager zu. Ein erneuter Schrei
war zu hören, und wieder durchdrang er Mark und Bein. Ricky zog
ebenfalls sein Schwert und stellte sich an die rechte Seite leicht
vor seinen Prinzen. Emiliana ging langsam auf die linke Seite des
Prinzen und bereitete sich darauf vor einige der stärkeren Zauber
ihres Volkes zu wirken. Sie rief Gütmir zu sich neben sie zu stellen
und auch auf einen Kampf vorzubereiten. Ihre Stimme klang besorgt und
Gütmir hatte keine Waffen. Nun war der Nebel auch vollständig
verschwunden und sie konnten die Draugr in all ihrer Hässlichkeit
sehen. Genau in diesem Moment schrie der Draugr, der auf einem
untoten Pferd mit halb offener Kehle saß erneut und wieder
durchdrang sein Schrei Mark und Bein. Mit seinem Schwert, einer
alten, verrosteten Draugrklinge zeigte er in Richtung des Lagers und
die Draugr liefen schneller als zuvor. Aus ihrem Schlurfen ist ein
„normales Gehen“ geworden, sofern Untote normal gehen können.
Einige humpelten auch der kleinen Gruppe am Lagerfeuer entgegen.
Mirarkkthur bekam von all dem Nichts mit. Er war bereits in
seinem inneren Konflikt gefangen. Diese Draugr dachte er hätte sein
Amulett beim letzten Mal vernichtet. Das Amulett seines Vaters, dass
kurz darauf zerbrach. Er spürte wie sein Zorn wieder aufzusteigen
begann. In Asgard hatte das Amulett seine Macht auf ihn übertragen.
Er wurde anschließend zum Wächter ausgebildet und nun könne er
Rache an den Untoten nehmen die ihn einst so verängstigt hatten. Er
war nun stark genug sie alle zu vernichten. Die Wolken am Himmel
verfinsterten sich mit seinen Gedanken. Und nun erinnerte er sich an
die Worte seinen Vaters:
„Du
bist wie Feuer mein Sohn. Macht in ihrer ursprünglichsten Gestalt.
Ein Flüstern von dir kann den Kosmos vernichten. Denke stets daran
und entscheide mit deinem Herzen. Macht bedeutet Wahrheit. Was wirst
du verbrennen, was verschonen?“ Er beruhigte sich wieder und auch
die Wolken verschwanden. Die Draugr waren mittlerweile nahe genug,
dass man das Weiße in ihren Auge sehen konnte. Jeder war angespannt
und teilweise verängstigt. Als sein Amulett sie vertrieb tat es dies
mit den Worten „Bei der Macht unseres Lichtes, weicht zurück
Geister.“ Das Licht Asgards ist ihm nicht bekannt. Er konnte an
vieles Denken, den Weltenbaum, ihren Mut, oder gar den Biföst. Er
würde also doch kämpfen müssen.
Und
so zog er seine Draugrklinge, die er vor vier Jahren an diesem Ort
gefunden hatte und löste die Schleife seines Umhangs, den ihn Freya
für seine erste Mission geschenkt hatte. So dass dieser von der
Schwerkraft auf den Boden gezogen wurde. Er lief ruhigen Schrittes an
seinen neuen Freunden vorbei und direkt auf die Draugr zu. Emiliana
wollte ihn noch aufhalten doch er ignorierte sie. Urplötzlich
blieben die Draugr stehen. Und auch Mirarkkthur stoppte seinen
Marsch. Mit ungläubiger Miene starrte der Draugrfürst Mirarkkthur
an und Mirarkkthur starrte zurück. Diese Szenerie hielt mehrere
Minuten an, ohne dass eine der Seiten sich rührte. Dann kam der
Draugrfürst zu der Überzeugung seine Untoten zurück zu rufen. Mit
einem Schrei der eher klagend als einschüchternd war drehten sich
die Draugr um und kehrten in die verlorenen Wälder zurück. Ohne
dass er es wusste, hatte Mirarkkthur das Licht Asgards gebracht, denn
die Kleidung die er trug hatte er vom Allvater bekommen, Odin, dem
König der Asen. Sie war aus Adamandium gewebt und in ihrem
Brustbereich befand sich der Runenteller mit den vier Runen Sig,
Algiz, Dagaz und Jera. Wobei die Sigrune geschwungen war und am
Runenteller auf dem Platz des Nordens lag. Im Zentrum des
Runentellers thronte die weiße Weltenesche Yggdrasil, was den Träger
dieser 'Rüstung' als Wächter Asgards bestätigte. Zudem hatte der
Draugrfürst seine Klinge erkannt und auch den Jungen, den er seit
vier Jahren nicht mehr gesehen hatte. Jeder niedere Dämon wusste
mittlerweile wer sein Vater war und welche Verheerungen der Sohn
anrichten könne.
„Was
ist geschehen?“ riefen alle Mirarkkthur zu. Dieser drehte sich
vollkommen unbeeindruckt um und erwiderte, dass er keine Ahnung habe
was gerade passiert war. „Es war ein unerwartetes Glück für uns“
merkte Hark erleichtert an. Die Gruppe stimmte ihm zu. Gütmir war es
jedoch noch etwas peinlich, dass er gar keine Waffe besaß. Er hatte
nie daran gedacht, dass er sich auch einmal verteidigen müsste. Nun
da die Draugr verschwunden waren ließ der Prinz Wachen aufstellen.
Ricky und Mirarkkthur waren als erstes an der Reihe. Sie sollten drei
Stunden später durch Hark und den Prinzen abgelöst werden. Diese
würde Gütmir nach drei weiteren Stunden ablösen. Drei Stunden
nachdem Gütmir Stellung bezogen hatte sollte er Alle wecken, damit
sie aufbrechen konnten. Auf diese Art und Weise konnte jeder von
Ihnen mindestens 6 Stunden Schlaf bekommen.
Und
so nahm Ricky den Zeitchronometer an sich, laß die Zeit ab. „2
Striche bis Mittermond. Das bedeutet Wachablösung zum Ende der
Jagdstunde.“ sprach er zum Prinzen. Dieser nickte. „Ich vertraue
darauf dass du uns dann weckst, Ricky.“ - „Werde ich mein
Gebieter.“ antwortete Ricky.
Der
Zeitchronometer war im Grunde genommen eine Sonnenuhr, die durch eine
magische Addition in der Lage war, die vom Mond reflektierte
Sonnenstrahlung sichtbar zu machen. Auf diese Weise fungierte der
Mond als Sonne für diese Uhr und seine Himmelsposition als
Schattenwerfpunkt für die Zeitbestimmung. Um ihn korrekt
auszurichten besaß er zudem noch eine Art Kompass. Oft wurde der
Zeitchronometer wegen dieser Nähe zur antiken Sonnenuhr im Volksmund
auch als 'Monduhr' bezeichnet. Am Tage war er zwar verwendbar wurde
aber kaum benutzt.
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